Samstag, 23. März 2013

Autoreninterview mit Ralf Boscher



Herzlich Willkommen auf meinem Blog!


Lieber Ralf Boscher! Wir kennen uns ja nun schon länger! Umso mehr freut es mich, dass ich dich meinen Lesern vorstellen durfte und du damit einverstanden bist, dich unseren Fragen zu stellen!



Erst mal möchte ich von dir wissen, ob du dich auf meinem Blog wohl fühlst.
Ich hoffe doch, es war auch spannend für dich, die Fragensteller zu beobachten und alles mit zu verfolgen.

Liebe Jenny, zunächst einmal vielen Dank für die schöne Aktion! Es hat mir großen Spaß gemacht, das Anwachsen der Fragen zu beobachten, und wie geschrieben, juckte es mir schon manchmal in den Fingern, sofort zu antworten. Kurz: Ich habe mich auf Deinem Blog sehr wohl gefühlt und das Beantworten der Fragen hat mir viel Freude bereitet.


Die erste Frage stellt Isabelle:

Spontan am interessantesten finde ich die doch sehr vielfältigen Nebenjobs, die auf der Seite von Ralf Boscher genannt sind und ich würde daher gerne wissen, welchen Einfluss die dabei gemachten Erfahrungen auf die Bücher haben, wie viel man davon wiederfindet.

Ich denke vor allem eines hatte Einfluss: Ich habe bei den vielen Nebenjobs viele Menschen kennen gelernt, dies spiegelt sich sicherlich in der breiten Palette an Charakteren wieder. Vor allem die Jahre, die ich der Gastronomie gearbeitet habe, finden sich  - als Handlungsorte, Stimmungsbeschreibungen (die Hauptfigur meines zweiten Romans arbeitet ja auch in einer Studentenkneipe) - in meinen Geschichten wieder. Oder Details wie die Müllverbrennungsanlage in Wuppertal, die in „Abschied“ eine gewisse Rolle spielt und welche ich bei meinem Job als Möbelpacker einige Male aufsuchen musste, um alte Möbel zu entsorgen.
Es könnte sein, dass ich für Kurzgeschichten frühere Jobs noch aufgreife: Wenn ich nur an das Sensenlackieren denke, bzw. das Lackieren der Sensenbäume... Also bei den Dämpfen konnte einem schon ganz anders im Kopf werden und dann dieser unangenehme Chef, der unter dem großen „Vorsicht Gefahrstoffe – kein offenes Feuer“-Schild“ eine dicke Zigarre paffend stand... Gleich neben der Türe, die ins Lager der Schneideblätter führte... Und was das Müllsortieren angeht: Was man da alles findet...


Chrisy Rolle fragt:

Hallo Ralf, liest du auch privat gerne? Und wenn ja - was?

Hallo Crisy, ich lese sehr gerne und gerne querbeet. Zurzeit den zweiten Band von „Tribute von Panem“. Davor Anonymus „Das Buch ohne Namen“, davor Birgit Böckli „Friesensturm“, Jürgen Schmidt „Der lange Weg nach Amouliani“ und Béla Bolten „Der Aufbewarier“. Meine Alltime-Faves sind aber immer noch John Irving „Garp und wie er die Welt sah“, „Das Hotel New Hampshire“, Stephen King, vor allem „In einer kleinen Stadt“, „Friedhof der Kuscheltiere“, Michel Foucault „Überwachen und Strafen“, Margulis / Sagan „Geheimnis und Ritual“ und ganz sicher Erich Kästner „Das fliegenden Klassenzimmer“.


Von Schneckenpost kam folgende Frage:

Mich würde interessieren, ob Sie sich vorstellen könnten, zusammen mit einem anderen Schriftsteller ein gemeinsames Buch zu schreiben und falls ja, wer wäre Ihr Wunschkandidat?

Eigentlich mag ich es im Team zu arbeiten, wie es in meinem Brotjob in vielen Belangen der Fall ist. Ideen austauschen, Anregungen, Kritik. Aber dennoch: Zum Schreiben brauche ich eine gewisse Ruhe, nicht Ruhe im Sinne von „keine Geräuschkulisse“, aber im Sinne von „mich antun lassen“. Probiere vieles aus, verwerfe vieles. Und vieles, was letztlich nicht auf dem Papier landet, habe ich vorher in Gedanken durchgespielt – und das in der leider recht knapp bemessenen Zeit, die mir meine Vollzeitarbeit lässt.
Aber wer weiß... sollte ich nun doch eines Tages einen solchen Bestseller landen, das aus mir ein Vollzeitschriftsteller wird, dann wäre vielleicht mit einem Kollegen, einer Kollegin, ein gemeinsames Projekt möglich. Wer in diesem Falle mein Wunschkandidat wäre? Ich weiß es nicht. Dafür kenne ich zu wenig Schriftsteller persönlich, um sagen zu können: Ja, hier passen Arbeitsweise, Humor, Einfälle, die Chemie, die aus zwei einzelnen Autoren mehr macht als sie alleine zu leisten im Stande sind.


Julia möchte wissen:

Warum leben sie in Meersburg und nicht zB in Berlin? 
(Liegt es vielleicht am schönen Bodensee?)
Warum haben sie gerade Philosophie studiert?
Haben Sie als Kind schon viel gelesen?
Was ist Ihr Lieblingsbuch?

Die Liebe hat mich an den Bodensee geführt. Ich bin damals der Frau, die ich liebte, an den See gefolgt – und dann, auch nachdem wir uns getrennt hatten, am Bodensee geblieben. Weil es mir hier gefiel. Weil ich an der Uni Fuß gefasst hatte, weil ich hier Arbeit gefunden habe, weil ich mich neu verliebt habe und immer noch liebe.
Warum ich gerade Philosophie studiert habe? Es klang in meinen Ohren damals gut. Philosophie und Deutsche Literatur... Ja, das hatte was. Und ich hatte zunächst auch das Gefühl, dass ich mit diesem Studium meinem Traum, als Schriftsteller zu leben, näher komme. Letzteres war dann aber nicht der Fall. Und das Studium war ebenfalls anders als gedacht. Nach dem flotten Grundstudium habe ich denn auch, sicherlich auch aufgrund des zeitaufwendigen Geldverdienens, den Faden zur Uni verloren.  Den Faden habe ich erst wieder aufgenommen, nachdem ich an den Bodensee gezogen bin. An der Uni Konstanz hat es mich dann gepackt. Plötzlich hatten beide Fächer etwas an sich, dass mich infizierte. Und das war auch gut für meine Schreibe: Somit finden sich in meinem zweiten Roman „Abschied“ viele philosophische und auch literarische Aspekte. Für den Unkundigen haben sie den Charakter einer würzigen Beimischung. Für denjenigen, der sich mit den Themen beschäftigt hat, sind sie aber ein zusätzlicher Leseanreiz (vor allem, weil Philosophie ungewöhnlich behandelt wird, zumeist in erotischer Hinsicht oder in Hinblick auf die Serienmörder-Thematik).
Und ja, als Kind habe ich viel gelesen. Wobei ich in der ersten Zeit an der Uni feststellen musste, dass alle anderen Vielbelesenen ganz andere Bücher gelesen hatten, für den Unibetrieb, die geforderte Bildung, wichtigere Bücher. Ganz früher habe ich alles von den Drei ??? verschlungen, TKKG, Fünf Freunde, Mark Brandis, irgendwann habe ich die Groschenwestern-Ecke meines Vaters entdeckt, dann Thriller („Der fünfte Reiter“ von Collins / Lapierre war glaube ich mein erstes Erwachsenenbuch). Habe alles Mögliche gelesen, aber wohl wenig aus dem Kanon (für den mich meine Deutschlehrer nicht begeistern konnten). Mit dem habe ich mich erst auf der Uni gründlich beschäftigt – und dann mit viel Vergnügen, plötzlich machten der Faust und Heine und und... sehr viel Spaß.
Was mein Lieblingsbuch ist, ist sehr stimmungsabhängig. Wie oben auf Crisys Frage geschrieben, gibt es mehrere Bücher, die für mich als Lieblingsbücher in Frage kommen (und es sind wohl noch mehr, Philippe Dijans „Verraten und verkauft“ habe ich z.B. oben ganz vergessen. Ich fand auch alle Harry Potter-Bände toll, in einem Rutsch während eines herrlichen Südfrankreich-Urlaubs durchgelesen). Aber wenn ich mich auf eines festlegen müsste, dann am ehesten Erich Kästners „Das fliegende Klassenzimmer“.


Catherine interessiert sich für Folgendes:

Mich würde interessieren, wie Sie das Schreiben und Ihren Beruf als Werbetexter unter einen Hut bringen? Nehmen Sie sich für's Schreiben eine Auszeit?
Wer darf Ihre Geschichten als erstes lesen?
Und was ist Ihr bestes Mittel, wenn Sie eine Schreibblockade haben?

Leider kann ich mir für das Schreiben keine Auszeit nehmen, wenn ich schreibe, dann am Abend oder am Wochenende. Wobei dies dann sehr unterschiedlich abläuft: Manchmal bringe ich mehrere Wochen nichts zu Papier, dann kommen wieder Tage, Wochen, in denen ich jeden Tag mehrere Stunden nach der Arbeit schreibe. Allerdings würde ich sagen, dass selbst in den Wochen ohne ein niedergeschriebenes Wort das Schreiben präsent ist: Ideen entwi­ckeln sich, ich spiele im Kopf einen Plot durch, entwerfe Szenarien. Natürlich habe ich – als sogenannter Indie-Autor“ – auch viel mit dem „Marketing“ zu tun, Social Media, Buchtrailer erstellen, auf interessante Fragen antworten.
Wer meine Geschichten als erstes liest? Zumeist zunächst meine Lebensgefährtin, dann ein engerer Kreis Freunde.
Was die Schreibblockaden angeht... Mit denen halte ich es so, wie in meinem Job als Texter (und hier sind die Deadlines ja sehr kurzfristig gesetzt). Kommst Du an einer Stelle nicht weiter, dann mache etwas anderes. Geht das auch nicht, dann sortiere Dateien, Ordner (oder hier daheim: räume auf, fege Laub, putze). Lenke Dich ab – und bisher kam dann immer eine Idee, mit der sich arbeiten ließ.


Dies möchte LuisaLunacy wissen:

Ich hätte die Frage, was Sie für Ihre Geschichten inspiriert hat? Und waren Sie beim Schreiben immer motiviert oder gab es auch Phasen, in denen Sie dachten, abbrechen zu müssen?

Die Frage nach der Inspiration ist nicht so leicht zu beantworten, da diese herrlichen Momente der Inspiration bei mir bisher sehr unterschiedlich waren. Auf meinem Amazon-Profil schreibe ich z.B. von der „Maserung eines Holzbalkens, die einer Wolfsschnauze bzw. Teufelsfratze ähnlich sieht“. Dies war so ein Moment, da ich dachte: Aus dem machst du einmal eine Geschichte. Dass sie sich zu einer Missbrauchsgeschichte auswachsen würde, habe ich nicht allerdings nicht geahnt.
Bei meinen zweiten Roman „Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman“ war es ein Satz, den ich an einem Sommertag auf ein Blatt Papier gekritzelt habe (nachdem ich von einer umschwärmten Frau erfahren hatte, dass sie nicht in mich verliebt ist). Dieser Satz hatte einen gewissen Ton, der in mir etwas zum Schwingen brachte – ein (trotz Liebeskummer) sonniger, heiter schwingender Ton, den ich dann zu einer Geschichte ausweitete. Die Geschichte wurde zu einem ersten Kapitel. Und am Ende zu einem Roman, in dem der besagte erste Satz überhaupt nicht mehr steht. Ein Roman, der im Laufe der Zeit einen entschieden düstereren Grundton angenommen hat, als ich ihn an diesem Sommertag vor Jahren vernommen hatte.
Erotische Erfahrungen inspirierten mich sicherlich zu „Tiefer in die Dunkelheit. Erotik, Thrill, Horror.“, wobei diese Erfahrungen bei drei Geschichten ordentlich durch den Psycho- bzw. Horrorwolf gedreht wurden. Ein langer Krankenhausaufenthalt und meine Erfahrungen mit Kirche gaben den Anstoss zu meinem ersten Roman „Engel spucken nicht in Büsche. Roman über Lied, Tod und Teufel“. Ein junges Mädchen, das ich kennen lernte, hatte die Eigenart, an keinem Spiegel vorbeigehen zu können, ohne ausgiebig hineinzusehen – daraus wurde die Geschichte „Best of...“. Die unterschiedlichsten Dinge, Gefühle, von Glück bis Angst, können eine Idee auslösen, sich zu einer Geschichte auswachsen, die mich dazu drängt, sie aufzuschreiben.
Nein, Luisa, ich bin nicht immer motiviert, vor allem wenn es nicht fließt, oder wenn zu viel fließt und ich in die Ideen keine Struktur bekomme. Aber aus meinen Brotjobs habe ich gelernt: Kommst Du an einer Stelle nicht weiter, dann packe woanders an...


Von darkest.heart kommt:

Wie lange brauchen Sie für das Schreiben von einem Buch?
War es für Sie schon immer ein Wunsch irgendwann Autor zu werden oder war es eher eine Überwindung die erste "Geschichte" drucken zu lassen?
Haben Sie manchmal Angst vor den Reaktionen und Rezensionen Ihrer Leser zu einem neuen Buch?

Viel zu lange brauche ich, für meinen Geschmack. Wobei das eigentliche Schreiben schneller vorangeht als das Überarbeiten, vor allem das Kürzen. Die Textmenge, die zum Beispiel in meinen Romanen steht, ist vielleicht ein Viertel von dem, was ich geschrieben habe. Und ich habe je eine Weile gebraucht, um mich von den liebgewonnenen Seiten, Szenen, zu trennen. Eine Weile gebraucht, um zu sehen, dies und das braucht es nicht für das Ganze. Ich wünschte, ich wäre mit meiner literarischen Produktion so flott, wie ich es in meinem Job als Werbetexter bin. Vielleicht fehlen mir ja Deadlines?
Geschrieben habe ich immer schon gerne, Erst Gedichte, kurze Geschichten, und so ab dem Alter von 14, 15, 16 begann der Wunsch aufzukeimen, wirklich zu schreiben, wobei das damals für mich immer hieß: Romane. Gedichte und Kurzgeschichten galten mir nicht so viel. Das ist heute anders. Ich war sehr stolz, als ich meine erste Kurzgeschichte gedruckt sah. Eine Überwindung, zu versuchen, jemanden für meine Schreibe zu interessieren, zu begeistern, gab es nicht (Zweifel, ob es gut ist, was ich schreibe, gab und gibt es natürlich). Aber wirklich etwas von mir gedruckt zu sehen... Ich fand es toll. Finde es toll.
Angst vor Rezensionen und Reaktionen habe ich nicht. Aber gehörigen Respekt. Denn ich schreibe ja nicht für die Schublade, sondern für Leserinnen und Leser. Und wenn ich diese erreiche und ihnen gefällt, was ich geschrieben habe, dann freut mich das natürlich sehr. Wobei ich wohl nicht anders kann, als auf eine Weise zu schreiben, die ein gewisses „Love it or hate it“ hervorruft. Gleichwohl: Auch wenn ich dies nach vielen Jahren weiß, lassen mich schlechte Rezensionen nicht kalt. Vor allem weil auch immer die Gefahr besteht, dass Leserinnen und Leser, denen meine Texte sehr gefallen würde, abgeschreckt werden, bevor sie sich auf das Leseerlebnis einlassen. Wobei in diesem Fall noch zu unterscheiden ist: Es gibt negative Rezensionen und Reaktionen, die durch ihren Stil, ihre Wortwahl, andere Leser zu meinen Texten greifen lassen, einfach weil deutlich wird, dass Buch und Leser nicht zusammengepasst haben und dass der Text aufgrund der negativen Beschreibung lohnenswert klingt.



Little Cat fragt sich:

Mich würde auch interessieren wie Sie als Kind waren.
Waren oder sind Sie eine Leseratte?
Warum sind Sie Autor geworden und was oder wer war Ihr Vorbild?

Wie ich als Kind war? Wenn ich an den Eintrag in der Schulzeitung denke, die zu meinem, unserem Grundschulabschluss erschien, war ich wohl ein Kind mit Schalk im Nacken. Meine Kindheit war herzenswarm. Familie. Freunde. Ich war viel an der frischen Luft, Bolzplatz, Fußball spielen bei uns vor Haus, Handball spielen. Die Bauernhöfe bei uns im Dorf erkunden. Gelesen habe ich aber auch schon damals viel, zum Teil mit der Taschenlampe unter der Bettdecke. Autor bin ich geworden, weil ich das Schreiben in mir habe. Ich ohne nicht kann. Schreibe ich nicht, fehlt mir was. Vorbilder habe ich keine, nur Autoren, deren Schreibe ich toll finde.



Das möchte Kleiner Vampir wissen:

Lieber Herr Boscher,
wenn Sie Ihre Bücher schreiben, verwenden Sie auch schon mal Begebenheiten oder Personen aus Ihrem Umfeld (natürlich nicht namentlich, klar)? Tauchte schon mal eine Person aus ihrem Bekanntenkreis in einem Buch auf?

Lieber Kleiner Vampir, ja das kommt vor. Charaktereigenschaften, Eigenheiten, wobei sich meist nicht sagen lässt, das ist der und der. Dafür sind die Figuren dann zu gemischt aus realen Anregungen und Imagination. Zumeist. Es gibt allerdings eine Geschichte (sie steht in „Pommes weiß rot...“), die sehr sehr nah an wirklichen Begebenheiten und Personen ist. Das kommt also auch vor. In meinem ersten Roman „Engel spucken nicht in Büsche“ habe ich auch mich selbst als Figur eingebaut, nur eine kleine, kurze Nebenrolle, ähnlich Hitchcocks Kurzauftritten in seinen Filmen (oder denen von Stan Lee in Marvel Comic Vefilmungen). Eine größeren Auftritt habe „ich“ dann in meinem zweiten Roman. Ein Spiel mit Identität und der Wahrhaftigkeit des Geschriebenen im Rahmen eines Mordsromans.


Zu guter letzt Yukilein:

Hallo
mich würde interessieren, wie sich ihr Leben seit dem ersten Buch verändert hat.

Hallo Yukilein, das ist eine sehr interessante und schwierig zu beantwortende Frage. Im ersten Moment war ich geneigt zu antworten: Gar nicht. Denn ich habe ja keinen Bestseller gelandet und musste plötzlich mit Ruhm und Publicitiy, Neid etc. fertig werden (von der Frage „Was mache ich nur mit den ganzen Tantiemen?“ mal ganz abgesehen). Aber wenn ich länger darüber nachdenke, dann hat sich mein Leben doch sehr verändert. Zum Beispiel dass ich heute Eure Fragen an mich beantworte, wäre früher undenkbar gewesen, vielleicht erträumt. Eine gewisse Bekanntheit, ein Interesse an meiner Person, meiner Schreibe, die über den Freundes-, Bekanntenkreis hinausgeht – das ist eine Veränderung.
Mein Leben hat sich auch in sofern verändert, dass ich mehr Zeit für das Schreiben und den Kontakt zu Leserinnen und Lesern aufwende. Früher saß ich in meiner kleinen Bude, habe geschrieben, es kamen Freunde, fragten, wie geht es voran. Heute kommt diese Frage von Menschen, die ich nicht persönlich kenne, die mich fragen: Gibt es bald etwas Neues von Ihnen zu lesen?
Im letzten Jahr, vor allem seitdem ich eBooks als Veröffentlichungsmöglichkeit für mich entdeckt habe, ist eine ganz andere Präsenz der Leserinnen und Leser entstanden. Fremde Menschen schreiben mir, dass ihnen meine Geschichten gefallen haben. Es gibt in anderen Ländern Menschen, die meine Geschichten lesen, in Großbritannien, Frankreich, den Staaten. Ein tolles Gefühl.


Auch ich selbst habe natürlich noch Fragen:

Bleibt dir neben Job und deinen Büchern auch noch genug Zeit für Hobbys?
 
Hallo Jenny, Zeit wohl schon, aber da gibt es doch einen gewissen Energieengpass. Obwohl: Was sicherlich ein Hobby ist, ist neue Musik kennenlernen (so pi mal Daumen aus der Heavy Metal-, Prog Metal-Ecke, gerne sehr dramatisch) und so surfe ich durch youtube, Amazon, diverse Reviewforen, bis mich etwas packt und ich es kaufe. Gilt Garten als Hobby? Jedenfalls bin ich oft draußen (trotz fehlendem grünen Daumen) und versuche mein Bestes. Lesen ist auch immer drin, und wenn ich meine DVD-Sammlung ansehe, nimmt diese wohl auch Hobbyzüge an (ich denke, schreibe, halt auch sehr bildlich). Meine Familie ist sicherlich kein Hobby, sondern ganz großes Lebenskino. Und nimmt entsprechend auch viel Raum ein. Aber ich wünschte: Ich hätte ein Fitness-Hobby. Zeit wäre wohl schon (OH NEIN!, ruft da der innere Schweinehund).


Den Traum, das „eigene Buch“ zu schreiben, haben bestimmt einige Menschen! Selbst ich hatte schon immer eine kleine Idee, doch fehlen mir wohl die Geduld und auch der Mut! Wer/Was hat dich stark gemacht? Wie überwindet man diese „Hürden“, woher nimmt man das Selbstbewusstsein und den Glauben an sich selbst, sowas zu schaffen? Hättest du je zu träumen gewagt, mal ein so gefragter Autor zu werden? Oder auch anders gefragt: Hast du dir beim Schreiben deiner ersten Zeilen schon ein festes Ziel gesetzt?

Ich habe im Laufe der Jahre viele Menschen kennen gelernt, die sagten: Ach toll, Du schreibst, ich habe da auch so eine Idee, ich wollte auch schon immer schreiben. Meine Antwort war immer: Setze Dich hin, schreibe. Ich denke nicht, ob dies eine Frage des Mutes oder der Geduld ist. Ich denke, wenn dies in einem steckt, dann kommt es irgendwann auch zum Vorschein. Beginnt man nie, dann war es kein Herzenwunsch, dann war die Geschichte, das Bedürfnis etwas zu erzählen, nicht stark genug. Ich denke, wenn eine Geschichte drängt, dann wird sie aufgeschrieben. Irgendwann. Wer weiß, was noch aus Deiner „kleinen Idee“ wird? Vielleicht wächst sie hinter Deinem Rücken, mit der Zeit, und dann eines Tages, bricht sie sich als etwas Großes Bahn.
Insofern glaube ich auch nicht, dass es eine Frage des Selbstbewusstseins ist, ein eigenes Buch zu schreiben. Die Frage des Mutes stellt sich erst dann, wenn die Geschichte aufgeschrieben ist. Soll ich sie veröffentlichen? Soll ich versuchen einen Verlag zu finden? Soll ich sie in Eigenregie veröffentlichen? Dies sind Fragen des Selbstbewusstseins. Ich wollte immer Leser für meine Geschichten finden, weil ich tief in mir glaube, meine Geschichten haben anderen Menschen etwas zu sagen, und wenn sie auch nicht darüber nachdenken, so bereiten sie vielen Lesern bestimmt Vergnügen. Heute weiß ich, dass ich ein gewisses Schubladen-Problem habe, bzw. damals hatte ich ein Problem damit, heute bin ich stolz darauf, dass das, was ich schreibe, Genregrenzen wohl sprengt. Damit musste ich erst einmal klar kommen. Und das Selbstbewusstsein, die Stärke, damit klarzukommen, habe ich durch die Leserinnen und Leser erhalten, die mir sagten, sie vergessen nicht, was sie gelesen haben.
Ob ich so ein gefragter Autor bin, ist eine andere Frage. Gewiß, in den letzten Monaten hatte ich zumeist einen Titel in den Amazon Top 100 der jeweiligen Kategorie. Aber verglichen mit anderen ist dies ein „kleiner Erfolg“. Doch verglichen mit meiner bisherigen Autorvita werte ich das vergangene Jahr als ein sehr erfolgreiches Jahr.
Es ist ein tolles Gefühl gelesen zu werden. Denn das ist natürlich ein Ziel, wenn ich schreibe, schon mit meinen ersten Zeilen: Mit meinen Worten Leser erreichen, möglichst viele Leser mit meinen Geschichten berühren. Und ich bin ich sehr froh gerade im vergangenen Jahr mit meinem Stil, meiner ganz eigenen Handschrift, immer mehr bei Leserinnen und Lesern anzukommen.


Zum Abschluss:

Noch ein paar Worte an deine Leser bzw. Fans?

Ich möchte mich bei allen, die an dieser sehr schönen Aktion teilgenommen haben, herzlich bedanken. Das Anwachsen der Fragen zu beobachten war, wie bereits anfangs erwähnt, sehr spannend. Ich hoffe, die Fragenden und alle Besucher des „Lesenden Ponys“ finden meine Antworten ebenso interessant. Ich wünsche den Gewinnern viel Vergnügen beim Lesen der gewonnenen Texte! Und wer auf dem Laufenden bleiben will: Schaut doch einfach mal auf meiner Homepage oder auf meiner Facebook-Seite vorbei, hier gibt es Neuigkeiten, Buchtrailer, Lesungsvideos...

Viele Grüße, Ralf Boscher



Ich möchte mich nochmals bei Ralf Boscher bedanken, dass er durch seine Bereitschaft diese Aktion überhaupt ermöglicht hat! Und natürlich bin ich auch euch, meinen Lesern und den Frage – Stellern sehr dankbar, dass ihr fleißig mitgelesen und mitgemacht habt!

Hoffentlich hattet ihr eben so viel Freude und Spaß wie ich!
 



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